Living Rooms

Happy End of the 21st Century                                            english version

 

Mit der Entwicklung des Installationsmoduls "Living Kitchen" auf dem Festival "DINGDONG" setzten wir im April 2006 den Grundstein für das Projekt "Living Rooms – Happy End of the 21st Century".

Das Installationsmodul Living Kitchen kann nun als Teil der Gesamtinstallation und als autonome Einheit genutzt werden.

Die Entwicklung der Living Kitchen während DINGDONG war schon eine besondere Situation, trotz unserer Erfahrung mit dem Arbeiten in Öffentlichen Räumen erlebten wir schon einige Überraschungen. Vor allem die Öffentlichkeit, die sich schon nach wenigen Tagen in Mengen bis in die Untiefen der Kunst und des Dialogs vorwagte. Und eben auch das gesamte soziale Umfeld innerhalb des Festivals, lebendige Strukturen in der Nachbarschaft, ambitionierte Organisatoren und engagierte Helfer. Das alles fordert seinen Preis, einen Preis den man gerne bereit war zu 'zahlen', in Form von Aufmerksamkeit, Kommunikation und Plaudereien, ein guter Preis. Das Ganze ging natürlich teilweise ein wenig auf Kosten der Produktivität, das musste dann mit brummendem Kopf und müde am nächsten Morgen kompensiert werden.

Wir haben mit unserem Projekt die Festival-Idee, des prozessorientierten Arbeiten und der Aufzeigung der Entwicklungsschritte entstehender Arbeiten, direkt zu Herzen genommen und sind mit einer neuen Idee ins kalte Wasser gesprungen. Mittlerweile haben wir Living Rooms in Bremen im Rahmen des SmArt2006 Festivals weiterentwickelt zu einem ganzen Wohnungskomplex, Living Rooms – Happy End of the 21st Century wurde in der Gallerie für aktuelle Kunst – GAK präsentiert und durch ein symposionartiges Dinner mit Robotikspezialisten, Linguisten, Mathematikern, Künstlern, Kunst - Professoren und Organisatoren erfolgreich beendet. Im September geht Living Kitchen nach Graz zum Steirischen Herbst und im Dezember wird das gesamte Projekt in Ljubljana durch die Galerie Kapelica präsentiert. Es ist geplant während der ganzen Zeit an der Installation weiter zu arbeiten, sowohl neue Abläufe zu programmieren und weitere Teile zu robofizieren als auch die Einbindung eines kleinen Symposions zum Thema Alltägliches Leben in Kultur und Technologie von heute bis morgen zu realisieren.

 

Konzept:

Unsere Welt, besteht zu einem großen Teil aus in den Alltag eingebetteten, verkapselten Maschinen. Wir benutzen diese "Blackboxes" mittlerweile teils mit einem größeren Selbstverständnis als einfachstes Handwerkszeug wie z.B. Hammer oder Stift. Die Komplexität von Technologie, Entwicklung, Mechanik und Elektronik dieser in unserem alltäglichen Leben benutzten Gerätschaften übersetzt sich nicht in unsere Wahrnehmung. Das dahinter liegende System der Entstehung, der Verhältnisse und der Anwenderorientierung ist wenig transparent. Die heutigen Entwicklungen und Erfindungen in den avancierten Technologien robotischer Systeme versprechen mit wenigen Handgriffen und wenig Zeitaufwand komplexe Einheiten bedienen zu können. Das reicht von der elektrifizierten Küche übers elektronische Büro bis hin zum so genannten "Augmented Environment" (oder Ambient Intelligence), welches die Übergänge zwischen virtuellem und realem Raum vollständig zu verwischen wünscht. Die Installation LivingRoom bietet dem Besucher und der Besucherin an, seine eigene alltägliche Welt zu erkunden. In diese sind die Ideen von automatischen und dienenden Maschinen implementiert worden. So entsteht ein Moment der ästhetischen, sinnlichen Wahrnehmung einer fast alltäglichen und doch utopischen Situation.

Bild/Installation:

Eine Wohnung im Format eines Standard Grundrisses, ca. 70m² Fläche, keine Wände, doch zur Abgrenzung Türen. Die einzelnen Bereiche werden jedoch nicht direkt aneinander versammelt sondern in größeren Abständen zueinander komponiert. Die Bereiche sind das Wohnzimmer, die Küche, ein Schlafzimmer, ein Bad/WC und ein Abstellraum mit Hobbybereich. Die einzelnen Bereiche sind ausgerüstet mit den Gerätschaften des täglichen Lebens – Möbel, Accessoires, Küchengeräte und Werkzeuge. Alle Bereiche funktionieren bis zu einem gewissen Grad, jedoch vollzieht sich die Funktion nicht durch die Benutzung durch einen Bewohner, sondern sie unterliegt einer eigenen Dynamik. Die Wohnung und die Gegenstände entwickeln ein Eigenleben. So scheint die Wohnung einen möglichen Bewohner virtuell zu generieren. So laufen an Mobiliar und Accessoires bestimmte "Handlungen" ab, die sich jedoch zunehmend auflösen. Die Eigenleben der Gegenstände verselbstständigt sich. Einzelne Elemente verlassen ihre Bereiche, streunen durch andere "Zimmer" und entfernen sich teils ganz aus dem Wohnbereich hinaus in die" Außenwelt" der Galerie. Andere Elemente beginnen ihr Eigenleben an Ort und Stelle - eine Art Orchester aus Küchenutensilien, Werkzeugen und Waschstellen setzt ein, Stühle und Tische ruckeln rhythmisch und beginnen einen absurden Reigen anzustimmen. Nach und nach beruhigen sich die Objekte wieder, es gibt noch einzelne Verlautbarungen, die mobilen Möbel kehren an ihre ursprünglichen Standorte zurück, der virtuelle Bewohner steigt zurück ins Bett und die Lampen dimmen ab. Die "Innenbereiche" der Wohnung stehen zum "Außenbereich", also dem Galerieraum, in einem Verhältnis, welches als mediale Spiegelung zu bezeichnen wäre: Es werden Ansichten und Geräusche, Blickwinkel und Kraftaufwand audiovisuell umgesetzt und verstärkt, die im Außenbereich projiziert werden. So reflektiert der Außenbereich "Galerie" das Innerste der Wohnbereiche und unterstützt die Möglichkeit des sinnlichen Empfindens dieser Installation.